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Krankheitsbedingte Fehlzeiten steigen weiter

31.08.2023 10:00:00

Titelbild krankheitsbedingte Fehlzeiten_kranke Frau

Die Krankheitstage sind im Jahr 2022 und dem ersten Halbjahr 2023 stark gestiegen. Das belegen der Gesundheitsbericht der AOK NordWest für das Jahr 2022 und die Halbjahresanalyse der DAK für 2023, jeweils auf Basis der Mitgliederdaten.

 

AOK-Gesundheitsbericht Westfalen-Lippe

Der AOK-Gesundheitsbericht bezieht sich auf Westfalen-Lippe, hier befindet sich auch der Hauptsitz von p.l.i. solutions. Zumeist sind die Ergebnisse in der Tendenz repräsentativ für die bundesweite Entwicklung. Bei der AOK NordWest sind 1,2 Millionen Menschen versichert und unter diesen Versicherten betrug im Jahr 2022 der Krankenstand 7,2 %. Zum Vergleich: 2021 lag dieser Wert noch bei 5,9 %. Die AOK berichtet, dass es so hohe Krankenstände seit der ersten Erhebung der Daten nicht gab.

Ursachen der Krankschreibungen

Die Hauptursache für Krankschreibungen sind Atemwegserkrankungen, besonders Infektionskrankheiten sind stark gestiegen. Atemwegserkrankungen machten 26,1 % aus, im Vorjahr waren es noch 16,2 %. Damit verursachen Atemweg- und Erkältungskrankheiten 61 % mehr Arbeitsausfälle als im Vorjahr. Muskel- & Skeletterkrankungen sowie Verdauungserkrankungen machen die zweit- und dritthäufigsten Ausfallgründe aus.

Zahlen-Daten-Fakten zu Krankheitstagen 2022

In Summe fehlten Erwerbstätige im Raum Westfalen-Lippe im Schnitt 26,1 Tage im letzten Jahr. Dies bedeutet einen Anstieg von 22 % zum Vorjahr, 2021 waren es nämlich noch 21,4 Tage. 66,7 % der bei der AOK NordWest versicherten Erwerbstätigen waren 2022 mindestens einen Tag krankgeschrieben, wodurch sich ebenfalls eine Steigerung zum Vorjahr ergibt, nämlich um 12,5 %. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass ein volles Drittel der Arbeitnehmenden im Jahr 2022 keinen einzigen Tag krankgeschrieben war.

Die durchschnittliche Krankheitsdauer betrug 11 Tage, dies bedeutet eine Senkung, tatsächlich die einzige Verbesserung in den vorliegenden Daten, um 13,4 %. Der größte Krankenstand besteht in den Bereichen Energie, Wasser und Entsorgung mit 8,4 % und in der öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung mit 8,2 %. Die niedrigsten Krankenstände bestanden dagegen in den Branchen Banken & Versicherungen und Land- & Forstwirtschaft mit 5,0 und 5,1 %.

Die höchsten Krankenstände bestehen sowohl bei Männern als auch Frauen in der Altersgruppe 60-64 Jahre, bei den Arbeitnehmern sind es 12,9 % und bei den Arbeitnehmerinnen 12,4 %.

Die gesamten Fehlzeiten lagen 2022 im Westfalen-Lippe mit 7,2 % über dem bundesweiten Durchschnitt von 6,7 %.

Krankheitsbedingte Fehlzeiten 2022

 

DAK-Gesundheitsbericht 1. Halbjahr 2023

Auch die DAK wertet die Gesundheitsdaten ihrer Mitglieder aus. Die Zahl der Mitglieder beträgt eigenen Aussagen der DAK nach 5,5 Millionen. Kürzlich wurde der bundesweite Halbjahresbericht der DAK für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht.

Ursachen der Krankschreibungen

Auch die DAK ermittelte Atemwegserkrankungen mit 21,1 % als die häufigste Ursache für Krankheit, 2022 war dies bei der DAK nur die zweithäufigste Ursache. Dieses Jahr verfallen mehr als die Hälfte der Krankheitstage auf Atemwegsprobleme. Der Platz im Ranking wurde getauscht mit Muskel-Skelett-System-Erkrankungen, die nun auf Rang zwei liegen. Am dritthäufigsten sind psychische Erkrankungen.

Zahlen-Daten-Fakten zu Krankheitstagen im 1. Halbjahr 2023

Der Krankenstand in Deutschland liegt 2023 bisher bei 5,5 %. Damit ist es der höchste Wert seit dem Messungsstart im Jahr 2013 und eine Steigerung von 1,1 % zum Vorjahr. Durchschnittlich gibt es pro Arbeitnehmenden 10 Arbeitsunfähigkeitstage und die durchschnittliche Dauer der Erkrankung beträgt 10,1 Tage. Hier zeigt sich eine Senkung zum Vorjahr, da waren es nämlich noch 12,8 Tage.

Die Betroffenenquote beträgt 50,1 %. Dieser Wert stieg stark an im Vergleich zur Betroffenenquote vom ersten Halbjahr 2022, die 37,3 % betrug. Die 50 % Quote wird üblicherweise erst Ende des Jahres erreicht. Dieser Wert bedeutet jedoch auch, dass trotz der Steigerung die Hälfte der Arbeitnehmenden im Jahr 2023 noch keinen einzigen Tag krankgeschrieben waren.

Krankheitsbedingte Fehlzeiten 2023

 

Differenzen – Branche, Ost-West, Personalmangel

Die DAK ermittelte, im Unterschied zu den Erhebungen der AOK 2022, die Branche der nichtmedizinischen Gesundheits-, Körperpflege- u. Wellnessberufe sowie Medizintechnik als die mit dem höchsten Krankheitsstand (7,4 %). Die Branche mit dem niedrigsten Krankheitsstand von 3,8 % waren Finanzdienstleistungen & Rechnungswesen.

Darüber hinaus ist auch der Ost-West-Unterschied auffällig. In östlichen Bundesländern beträgt der Krankenstand 2 % mehr als in westlichen. (6,4 % und 5,4 %).

Die Fallzahlen sind im gesamten Bundesgebiet im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 61 % gestiegen und im Schnitt waren die Versicherten im ersten Halbjahr 2023 fast 10 Tage krankheitsbedingt abwesend.

Auffällig war wohl bei der Auswertung der Versichertendaten der DAK-Mitglieder, dass der krankheitsbedingte Arbeitsausfall besonders stark war bei Berufen, die bereits mit Personalmangel kämpfen. Dazu gehören vor allem die nichtmedizinischen Gesundheitsberufe. Hier lag die Zahl des Krankheitsausfalls am höchsten, nämlich bei 7,4 %. Diese Tendenz ist identisch zu den Ergebnissen der AOK aus 2022.

Ebenfalls identisch ist, dass die häufigste Erkrankung Husten, Schnupfen und andere Infekte waren. Die Krankschreibungen aus diesen Gründen stiegen von 17,2 auf 34,1 %. Das bedeutet, dass sowohl die meisten Krankschreibungen als auch die meisten Krankheitstage (s. o.) auf Atemwegserkrankungen entfallen. Doch woran liegt das?

Krankheitsbedingte Fehlzeiten 2023

 

Gründe für die steigenden Zahlen

Nach dem Ende der Pandemie waren die Immunsysteme der meisten Menschen schwächer aufgrund des Tragens von Masken und gesteigerten Hygienemaßnahmen. Daher werden auch im Jahr 2023 immer noch viele Infekte und Immunisierungen „nachgeholt“. Außerdem zog Corona auch positive Folgen nach sich, es herrscht nun eine gesteigerte Sensibilität, sodass Arbeitnehmende mit möglicherweise ansteckenden Krankheiten dem Arbeitsplatz häufiger fernbleiben und sich nicht mehr gezwungen fühlen, auch erkrankt die Arbeit anzutreten.

Zusätzlich gibt es auch DAK-interne Gründe. Das neue elektronische Meldeverfahren, das dieses Jahr eingeführt wurde, stellt sicher, dass alle Krankschreibungen zuverlässig in die Statistik eingehen.

Gründe für erhöhte Krankheitszahlen

 

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Auswertungen der AOK aus 2022 und der DAK aus dem ersten Halbjahr von 2023 lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Tendenz ist eher negativ, die Krankheitshäufigkeit nimmt zu. Der einzige Wert, der seit 2021 nicht dauerhaft steigend war, sondern abgenommen hat, ist die durchschnittliche Krankheitsdauer. Die Gründe liegen, aus Sicht der Krankenkassen, hauptsächlich in Folgen der Pandemie und gesteigerter Sensibilität. Steigende Krankheitszahlen stellen Arbeitgebende und Arbeitnehmende vor zunehmende Herausforderungen, besonders in Branchen, die bereits personalschwach sind.

 

Maßnahmen für Arbeitgebende

Doch laut Andreas Storm, Vorstandschef der DAK Gesundheit, können auch Arbeitgebende etwas tun, um Krankheitsausfällen vorzubeugen, die Arbeitnehmenden zu unterstützen und Ausfälle besser zu kompensieren: „Firmen und Betriebe in Deutschland sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und weitere Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investieren.“ Im Jahr 2021 zahlten Arbeitgebende 77 Millionen Euro für krankgeschriebene Mitarbeiter. Die Zahl wird voraussichtlich in den Jahren 2022 und 2023 noch höher sein. Für Arbeitgebende ist es nicht nur aus sozialen, sondern auch ökonomischen Gründen sinnvoll, ihr Gesundheitsmanagement zu optimieren.

Maßnahmen für Arbeitgebende gegen Krankheit

Auch eine umfassende Personaleinsatzplanung, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in den Fokus stellt, kann dazu beitragen, krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren und die Produktivität im Unternehmen zu steigern. Um mehr darüber zu erfahren, wie der Krankenstand im Unternehmen reduziert werden kann und welche positiven Effekte Ergonomie in der Schichtplanung hat, können Sie unsere weiterführenden Blogartikel lesen:

Krankenstand reduzieren

Ergonomie in der Schichtplanung

 

 

Pia Hoffmann

Geschrieben von Pia Hoffmann

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