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Bare Minimum Monday: Ein kritischer Blick auf den TikTok-Trend

29.06.2023 10:00:00

„Bare Minimum Monday“ ist ein neuer Trend auf TikTok, der vor allem bei der jüngeren Generation zunehmend an Beliebtheit gewinnt.

Ausgelöst wurde dieser Trend von Marisa Jo Mayes - eine 29-jährige Start-Up-Gründerin aus den USA und TikTok-Userin unter dem handle @itsmarisajo. Der Hashtag #bareminimummondays liegt derzeit bereits jenseits 4 Mio. auf TikTok.

Doch was beinhaltet der Trend überhaupt und wie realistisch ist die Umsetzung für Arbeitnehmende? Seit Marisa den Begriff etabliert hat, hat er (besonders in den USA) viel Aufmerksamkeit erlangt, auch von klassischen Medien. Oftmals wird die eigentliche Lehre missverstanden und der Bare Minimum Monday als Wunschdenken abgespeist.

 

Was versteht man unter dem Begriff?

Sinngemäß besagt der „Bare Minimum Monday“ Montags nur das Mindeste zu tun. Man solle sich begrenzen auf Dinge, die keinen Aufschub dulden. Hierbei gehe es nicht darum, absichtlich nichts zu tun oder unproduktiv zu sein, sondern vielmehr darum, die vorhandene Zeit sinnvoll zu nutzen und sich selbst den (unnötigen) Druck zu nehmen. Das Ziel: Stressfrei in die neue Woche starten.

 

Wozu soll das dienen?

Der Bare Minimum Monday soll nicht zu Unproduktivität oder Untätigkeit verleiten, im Gegenteil. Mithilfe dieser Maßnahmen sei Marisa in der Lage, ihre Zeit produktiver zu nutzen. Außerdem soll möglichem Burnout vorgesorgt werden.

Merkmale von Burn-out sind Energiemangel und Erschöpfung, Negativität in Bezug auf die eigene Arbeit oder verminderte berufliche Belastbarkeit. Auch Marisa litt unter Burnout. Der Bare Minimum Monday hilft ihr, nicht in Überproduktivität zu verfallen und eine bessere Work-Life-Balance zu erhalten.

 

Wie stellt sich Marisa das konkret vor?

Die Gründerin lässt ihre Follower an der Umsetzung ihres Prinzips teilhaben. Sie empfiehlt:

  • Eine realistische, umsetzbare To-Do Liste erstellen, auf der nur die wichtigsten Aufgaben für den Tag stehen
  • Mit einer leichten Aufgabe in den Tag starten, um die Hemmschwelle zu senken (z. B. Organisation/ Aufräumen des Arbeitsplatzes)
  • Nicht als Erstes morgens die Mails checken (das Gefühl von immer neuen Aufgaben kann zu Demotivation führen)
  • Keine Meetings auf den Montag legen
  • Sich schon am Wochenende etwas Angenehmes für den Montag vornehmen, das muss auch nicht zwingend etwas arbeitsbezogenes sein
    (bspw. Tagebuch schreiben oder sich einen besonderen Snack gönnen)

Bare Minimum Monday

Ihrer eigenen Aussage nach begrenzt Marisa ihre Arbeitszeit am Montag zusätzlich auf maximal zwei Stunden. Den restlichen Tag unternimmt sie Dinge, die ihr gut gefallen.

 

Ist das realistisch?

Im Rahmen der Aufmerksamkeit, die der Bare Minimum Monday bereits generiert hat, äußern sich viele kritische Stimmen. Es handele sich um unrealistisches Wunschdenken, da Arbeitgebende dem Prinzip nicht zustimmen würden und es nicht überall umsetzbar sei.

Lehrende, Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegende sind nur einige Beispiele für Berufsfelder, in denen ein Bare Minimum Monday schlichtweg nicht realisierbar ist. Zusätzlich besteht bereits ein Fachkräftemangel, der zu verminderter Arbeitsleistung führt. Durch derartige Anpassungen würde dieser Zustand weiter verschlimmert.

Man muss beachten, dass Marisa selbstständig ist und sich ihre Arbeitszeiten damit frei einteilen kann. Ein Bare Minimum Monday ist hauptsächlich umsetzbar für Selbstständige, Menschen, die in Start-Ups oder vermehrt im Homeoffice arbeiten.

 

Ist das überhaupt notwendig?

Eine repräsentative Studie, die Yougov im Auftrag von Monster durchgeführt hat, ergab, dass nur 10 % der Befragten in Bezug auf den Montag beunruhigt sind.

20 % dagegen planen sonntags bereits ihren Arbeitstag am Montag und ganze 22 %  gaben an, dass sie das Wochenende nicht (ausreichend) zur Entspannung nutzen könnten. Demnach stellt sich die Frage der Legitimität und Notwendigkeit eines Trends wie dem Bare Minimum Monday. Es handelt sich um eine kleine Gruppe derjenigen, die das Prinzip tatsächlich umsetzen können und bislang sind tatsächliche positive Effekte nicht erforscht.

Allerdings lassen auch andere immer bekannter werdende Trends wie das „Quiet Quitting“ darauf schließen, dass mangelnde Motivation am Arbeitsplatz sowohl für Arbeitnehmende als auch Arbeitgebende ein ernstes Problem darstellt. Dem sollten möglichst zeitnah effektive Maßnahmen entgegengestellt werden.

Sie haben noch nie von „Quiet Quitting“ gehört oder fragen sich, wie das funktioniert? Dann lesen sie hier weiter zu dem Thema:

Link Quiet Quitting

 

Sollten Sie nun einen Bare Minimum Monday durchführen?

Der von Tiktokerin Mariso Jo Mayes bekannt gemachte Trend des Bare Minimum Mondays, bei dem man am Montag zum Wochenstart nur das Nötigste erledigt, hat eine begrenzte Anwendbarkeit. Allerdings bietet er sich besonders an für Burnoutgefährdete, Overachiever und Perfektionisten. Diesen Personen fällt es häufig schwer, eine Balance zwischen Arbeit und Leben zu finden und ein entspannterer Start in die Woche könnte einem Burnout vorbeugen.

Der Psychiater Nahid Dave bietet jedoch im Zusammenhang mit dem Bare Minimum Monday-Trend einen weiteren Blickwinkel. Er ist der Überzeugung, der Montag sei nicht das Problem, sondern nur das Symptom. Die Ursache für verstärkte Motivations- und Produktivitätsprobleme zum Start der Arbeitswoche liege vielmehr in einer generellen Unzufriedenheit mit dem Job. Dies kann beispielsweise ein Gefühl von mangelnder Wertschätzung, einem unangenehmen Arbeitsumfeld oder unterfordernden, wiederholenden Aufgaben sein.

Diese Wahrnehmungen gehören zu den bekanntesten Belastungen am Arbeitsplatz, die negative Auswirkungen auf die Zufriedenheit von Arbeitnehmenden und -gebenden haben können. Wenn Sie zu dem Thema „Belastungen am Arbeitsplatz“ - und wie man sie minimieren kann - mehr erfahren möchten, lesen Sie hier weiter: 

Link Belastungen am Arbeitsplatz

Laut Dave hätten viele Arbeitnehmer zusätzlich das Gefühl, das Wochenende sei nicht optimal genutzt worden. Diese Aussage wird durch die Ergebnisse der oben genannten Studie unterstützt. So stellt sich die Frage, ob der Bare Minimum Monday nicht ein unausgereifter Versuch ist, Problemen entgegenzuwirken, die viele Arbeitnehmende wahrnehmen.

Eine mögliche Alternative für die Probleme der Unproduktivität und fehlenden Ausgeruhtheit nach dem Wochenende könnte die ebenfalls viel diskutierte 4-Tage-Woche sein. Eine Gegenüberstellung von Argumenten zur 4-Tage-Woche finden Sie in naher Zukunft in unseren Blogbeiträgen.

#Trendbegriffe

 

Fazit

Der #bareminimummonday ist ein oftmals missverstandener Trend, der nicht auf Untätigkeit, sondern auf Priorisierung von wichtigen Aufgaben und der produktiven Nutzung begrenzter Zeit basiert.

Zunächst einmal zeigt uns dieser Trend, wie wichtig es ist, uns bewusst Zeit für uns selbst zu nehmen und uns zu erlauben, auch mal einen Gang zurückzuschalten. Indem wir uns darauf konzentrieren, das Nötigste zu tun und uns nicht von einer endlosen To-Do-Liste überwältigen lassen, können wir uns auf unsere Ziele konzentrieren und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Gleichzeitig kann uns ein bewussterer Umgang mit "Bare Minimum Monday" auch helfen, unser allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.

Der Bare Minimum Monday ist nur für begrenzte Gruppen von Arbeitenden umsetzbar, beispielsweise Selbstständige oder Arbeitnehmende mit flexiblen Arbeitszeiten. Die Maßnahmen des Bare Minimum Monday können jedoch besonders Perfektionisten und Burnout-Gefährdeten helfen, eine gesundere Work-Life-Balance zu etablieren.

Schlussendlich wird durch Trends wie den Bare Minimum Monday oder das Quiet Quitting und nicht zuletzt durch die zunehmende Beliebtheit der 4-Tage-Woche offensichtlich, dass die Work-Life-Balance Arbeitnehmenden immer wichtiger wird und damit für Arbeitgebende ein immer wichtigeres Tool für die Zufriedenheit der Angestellten darstellt.

 

Pia Hoffmann

Geschrieben von Pia Hoffmann

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